Körpersprache lesen – Die stille Kunst, alles zu sagen, ohne ein Wort zu verlieren
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ – Paul Watzlawick
Körpersprache ist wie der Ozean unter der Oberfläche unserer Gespräche. Man sieht ihn oft nicht direkt, aber er bestimmt die Strömung. Wer sich mit ihr beschäftigt, wird schnell feststellen: Die meisten Gespräche beginnen lange, bevor jemand den Mund aufmacht.
Warum wir uns mit Körpersprache beschäftigen sollten
Ob Bewerbungsgespräch, Führungskräftecoaching oder der tägliche Kleinkrieg im Meetingraum: Unsere Körper senden ständig Signale. Und diese sind oft ehrlicher als unsere Worte. Wer sie lesen kann, erhält wertvolle Zusatzinformationen – über Emotionen, Absichten, aber auch über Unsicherheiten und unbewusste Reaktionen.
Und ja: Wer sich wirklich darauf einlässt, wird danach nie wieder…
- …mit den Händen in den Hosentaschen am Chef vorbeigehen,
- …sich im Konfliktgespräch in einem anderen als einem 120°-Winkel zum Gegenüber setzen.
- …oder übersehen, wenn Kollegin XY plötzlich ihre Füße zur Tür dreht, obwohl sie sagt: „Ich finde das Thema super.“
Körpersprache ist wie das berühmte Nachrichtenquadrat von Schulz von Thun: Es gibt immer mindestens eine zusätzliche Ebene – meistens sogar vier.
Körpersprache ist keine Magie – aber fast
Die Kunst besteht nicht darin, einzelne Gesten zu deuten wie ein Hellseher auf dem Jahrmarkt. Vielmehr geht es darum, Cluster zu erkennen: Mehrere Signale, die in dieselbe Richtung deuten. Wer dabei auch noch die individuelle Baseline (also das normale Verhalten einer Person) kennt, ist schon auf Meisterkurs.
Beispiel gefällig?
Jemand sagt: „Ich freue mich auf das Projekt.“
Und gleichzeitig:
- presst er die Lippen zusammen,
- meidet den Blickkontakt,
- und richtet seine Füße Richtung Flur.
Du merkst: Etwas stimmt nicht. Und nein, das liegt nicht an dir – sondern an der nonverbalen Wahrheit, die manchmal eben ein bisschen ehrlicher ist als das, was höflich über die Lippen kommt.
Was wir sehen – und was es bedeuten kann
Natürlich gibt es eine Vielzahl an konkreten Signalen: Armhaltungen, Blickrichtungen, Fußstellungen, Sitzhaltungen, Mikroausdrücke, Atemmuster – die Liste ist lang. (Zu lang für diesen Blogpost – darum haben wir alle typischen Signale auf unserer Tools-Seite ausführlich und nach Körperregionen aufbereitet.)
Hier geht es um das große Ganze. Denn Körpersprache ist mehr als nur „Der hat die Arme verschränkt – der ist gegen mich!“. Wer so denkt, macht sich das Leben schwer – und anderen auch. Vielmehr braucht es:
1. Kontextbewusstsein
Ist der Raum kalt? Dann sind verschränkte Arme vielleicht einfach ein Versuch, nicht zu erfrieren. Gähnt jemand? Vielleicht war die Nacht lang. Oder das Thema.
2. Kulturelle Intelligenz
Ein fester Blickkontakt ist in Köln ein Zeichen von Interesse – in Kyoto eher unhöflich. Wer interkulturell arbeitet, sollte wissen: Auch Körper sprechen unterschiedliche Sprachen.
3. Demut
Körpersprache gibt Hinweise – keine Urteile. Sie ist ein Türöffner für Fragen, nicht für Vorverurteilungen.
Die Quellen, auf die du dich verlassen kannst
Wer sich tiefer einlesen möchte, sollte nicht bei TikTok-Gurus haltmachen, sondern bei den fundierten Arbeiten von:
- Edward T. Hall („The Hidden Dimension“) – über die Bedeutung von Distanzzonen (Proxemik).
- Paul Ekman – über universelle Mikroausdrücke, also jene 0,2 Sekunden, in denen die Wahrheit durchblitzt.
- Joe Navarro – ehemaliger FBI-Agent, dessen Bücher über nonverbale Kommunikation inzwischen Klassiker sind.
- Samy Molcho – Pantomime und Körpersprachepapst, der mit seinen Büchern eindrücklich zeigt, wie Körpersprache wirkt und wirkt und wirkt.
Und natürlich: Schulz von Thun mit dem berühmten Nachrichtenquadrat – das nicht direkt zur Körpersprache gehört, aber zeigt, dass Kommunikation immer mehrschichtig ist.
Was du davon hast
- Du wirkst aufmerksamer und emphatischer – weil du mehr wahrnimmst.
- Du kommunizierst klarer und bewusster – weil du auf deine eigene Körpersprache achtest.
- Du erkennst Brüche zwischen Worten und Taten – und kannst Gespräche besser steuern.
Oder, wie Joe Navarro sagt: „Die Füße lügen nie.“
Fazit mit Augenzwinkern
Wer sich einmal intensiv mit Körpersprache beschäftigt hat, wird sie nie wieder nicht sehen. Der Kollege, der mit verschränkten Armen da sitzt? Plötzlich kein unbeschriebenes Blatt mehr. Die Chefin, die beim Lob kurz die Augenbraue hebt? Hmm. Und wenn du dich demnächst im 121°-Winkel zum Kunden hinsetzt, wirst du dich selbst ertappen: Mist. Ich wollte doch offen und zugewandt wirken!
Aber hey – es lohnt sich. Denn wer Körpersprache lesen kann, liest nicht nur Menschen besser – sondern begegnet ihnen auch achtsamer. Und das ist eine Superkraft, die jeder im Job gebrauchen kann.
Neugierig auf die Körpersprache-Signale im Detail?
Dann klick hier zur vollständigen Übersicht – mit allen Signalen von Kopf bis Fuß: