CM10 – Philosophie des Wandels
Im Rahmen meiner Qualifizierung zum Change Manager (IHK) dokumentiere ich hier mein erlerntes und wiederholtes Wissen aus dem Studienmaterial. Dieser Beitrag dient zugleich als Lerntagebuch und kompakte Referenz zu den Entwicklungen digitaler Marktstrukturen, neuer Wertschöpfungsformen und virtueller Organisationen.
1) Warum überhaupt Change? – Auslöser, Ziele, Stoßrichtungen
- Externe & interne Treiber: Globalisierung, technologischer Wandel/IKT, wachsender Wettbewerb, Fusionen/Übernahmen, Wachstum, neue Organisations- und Führungsformen sowie Kulturveränderungen. Diese Faktoren erzeugen Veränderungsdruck und machen Anpassungen nötig.
- Fünf typische Zielrichtungen/Anlässe von Change:
- Sicherung des Überlebens (Krise/Sanierung)
- Radikale Neupositionierung (z. B. BPR, PMI)
- Erneuerung/Weiterentwicklung der Organisation
- Entwicklung zur Lernenden Organisation
- Mobilisierung über kontinuierliche Verbesserungsansätze wie TQM, Lean Management und Kaizen
2) Die wichtigsten Change-Modelle (inkl. Schritte)
A) Lewin – Drei-Phasen-Modell
- Auftauen (Unfreezing): Bereitschaft erzeugen, Notwendigkeit aufzeigen, Widerstände erkennen und abbauen
- Verändern (Changing/Moving): Maßnahmen umsetzen, neues Gleichgewicht der treibenden/hemmenden Kräfte herstellen
- Stabilisieren (Refreezing): Neues Verhalten/Strukturen verankern und das Zurückfallen verhindern
B) Kostka/Mönch – Typische Phasen von Veränderungsprozessen
- Schock
- Ablehnung
- Rationale Einsicht
- Emotionale Akzeptanz
- Lernen
- Erkenntnis
- Integration
C) Klassischer 4-Schritte-Ansatz des Change Management
- Analyse
- Planung
- Umsetzung
- Erfolgskontrolle
D) Aktionsforschung (erweiterter Ansatz)
Diagnose → Analyse → Feedback → Handeln → Evaluierung – stark beteiligungs- und lösungsorientiert
E) Kotter – Acht Schritte zum Veränderungserfolg
- Dringlichkeit schaffen
- Führungskoalition aufbauen
- Vision & Strategie entwickeln
- Vision kommunizieren
- Hindernisse beseitigen, Handeln ermöglichen
- Quick Wins erzielen
- Erfolge konsolidieren, nachlegen
- In Kultur verankern
F) Krüger – Phasen & Aufgaben (ganzheitliches Phasen-/Aufgabenmodell)
Phasen: 1) Initialisierung, 2) Konzipierung, 3) Mobilisierung, 4) Umsetzung, 5) Verstetigung
10 Aufgaben (verkürzt):
- Wandlungsbedarf feststellen
- Wandlungsträger aktivieren
- Wandlungsziele festlegen
- Maßnahmenprogramm entwickeln
- Wandlungskonzept kommunizieren
- Wandlungsbereitschaft/-fähigkeit schaffen
- Prioritäre Vorhaben durchführen
- Folgeprojekte durchführen
- Wandlungsergebnisse verankern
- Wandlungsbereitschaft/-fähigkeit sichern
3) Widerstand verstehen – Arten, Ausdrucksformen, Ursachen
A) Ausdrucksformen
- Direkt vs. indirekt
- Aktiv vs. passiv
- Offen vs. verdeckt
- Verbal vs. nonverbal
B) Typische Ursachen
- Emotionen & Ängste (Über- oder Unterforderung)
- Wahrnehmungs-/Verständnisprobleme (Kommunikationsfehler, Missverständnisse)
- Fehlende Kompetenzen
- Viabilität („Solange es irgendwie geht, bleibt alles wie es ist“)
4) Gegnertypen & Umgang
- Visionäre/Missionare: treiben aktiv, wollen überzeugen – als Multiplikatoren einbinden
- Aktive Gläubige: überzeugt, engagiert, aber ohne „Missionieren“ – gezielt beteiligen
- Opportunisten: abwägend, teils doppelte Botschaften – Vorteile transparent machen, persönliche Konsequenzen klären
- Abwartende/Gleichgültige: geringe Anfangsbereitschaft – frühe Quick Wins zeigen
- Offene Gegner: artikulieren Widerstand – Dialog, Problemanalyse, Kompromisse (und Grenzen klar)
- Emigranten: innere Kündigung/Abwanderung – früh erkennen, Wissen sichern, Alternativen/Wechsel planen
5) Handlungshebel gegen Widerstand
- Kommunikation & Beziehung: klare Botschaften, aktives Zuhören, Empathie; Missverständnisse systematisch adressieren
- Partizipation & Co-Kreation: Diagnose mit Betroffenen spiegeln und gemeinsame Aktionspläne entwickeln
- Motivation & Anreize: extrinsisch (z. B. Bonus) oder intrinsisch (interessante Aufgaben, Lernchancen); Cafeteria-System nutzen; Quick Wins sichtbar machen
- Quick Wins planen & feiern: frühe, spürbare Verbesserungen erhöhen Glaubwürdigkeit
- Projektmanagement & Transparenz: klare Ziele, Prioritäten, Fortschritt offen teilen, Gerüchte vorbeugen
- Kompetenzen aufbauen: Schulungen/Coaching, um Kompetenzängste abzubauen
- Dringlichkeit & Vision: Krise sichtbar machen, Führungskoalition bilden, Vision entwickeln und kommunizieren
- Verankerung: Erfolge skalieren, Kultur & Systeme auf „neu“ ausrichten, Kontinuität sichern
6) Kontinuierliche Verbesserung – TQM, Lean, Kaizen
- Total Quality Management (TQM): Qualität & Prozesse ganzheitlich verbessern
- Lean Management: Verschwendung reduzieren, Wertstrom optimieren
- Kaizen: permanente, kleine Verbesserungen im Alltag verankern
7) Mein kompaktes Vorgehens-Playbook
- Auslöser & Zielrichtung klären (Krise? Neupositionierung? Verbesserung?) und Dringlichkeit sichtbar machen
- Stakeholder & Koalition: Betroffene kartieren, Führungskoalition bilden, Rollen klären
- Vision & Strategie: entwickeln und über viele Kanäle kommunizieren
- Hindernisse raus, Kompetenzen rein: Strukturen anpassen, Lernpfade schaffen
- Quick Wins: liefern, sichtbar würdigen, dann skalieren
- Verankerung: Prozesse, Anreizsysteme, Kultur und Leadership auf „neu“ ausrichten
8) Was mir besonders hängen bleibt
- Kompetenz ≠ Zustimmung: Ohne Lernpfade bleibt Akzeptanz fragil – Kompetenzaufbau ist ein Akzeptanzhebel
- Viabilität als Realitätsschock: Echte Bewegung entsteht oft erst in der Krise – besser: Dringlichkeit frühzeitig belegen
- Gegnertypen gezielt bespielen: Abwartende mit Quick Wins, Opportunisten mit klarer Win-Loss-Bilanz, Offene Gegner mit Dialog & Evidenz, Emigranten früh adressieren