Ein einfacher Mensch

„Hausmeistern muss man nichts erklären. Das sind ganz einfache Leute.“

„Mit einfachen Menschen müsst ihr gaaanz laaangsaaam sprechen, damit sie euch verstehen.“

Diese Rede habe ich in einer kirchlichen Organisation gehalten. Als Beispiel einer handwerklich guten Rede (*g) und als Antwort auf eigentlich untragbare Handlungsempfehlungen.

Sie war meine Antwort.

Abschiedsrede für einen „einfachen Hausmeister“

Zum Nachlesen:

Es heißt:

„Der ist reich, dem das Leben die Abschiede schwer macht.“ Und weil ich kein Freund davon bin, mir das Leben schwer zu machen, will ich heute nicht von Ihren guten Seiten sprechen, sondern von denen, mit denen Sie uns regelmäßig in den Wahnsinn getrieben haben.

Schwierig ist zum Beispiel, dass Sie sich nie an Pausenzeiten halten.
Ständig frage ich mich: Haben Sie heute überhaupt eine gemacht?

Schwierig ist auch, dass Zusammenarbeit mit Ihnen kaum möglich ist –
weil Sie längst mittendrin sind, wenn ich – wie angekündigt – dazustoße.

Fragt man Sie um Rat, kommt keine Antwort.
Sondern Handlung!

Sie arbeiten, bis etwas wirklich fertig ist. So konsequent, dass wir irgendwann aufhörten,
Ihre Arbeitszeit zu kontrollieren – weil Sie ohnehin immer dann da waren, wenn man Sie brauchte.

Man bittet Sie um den kleinen Finger,
und Sie reichen die Hand.

Wenn ich nach Freiwilligen suche,
ist Ihre Hand schon oben – bevor ich die Frage zu Ende stellen konnte.

Und wenn das Boot doch einmal zu kentern droht, gehen Sie einfach nicht von Bord!
Sie gehen mit dem Kapitän unter.

Kurz gesagt:
Sie haben uns würdiger behandelt,
als wir es oft verdient hatten.

Und ich gestehe:
Es macht diesen Abschied nicht leichter,
dass Sie mir – auf Ihre Weise – zeigen,
wie reich ein Mensch sein kann.

Danke.
Ich werde Sie vermissen.
Und wir auch.


Diese Rede habe ich vor einigen Jahren in einer kirchlichen Einrichtung gehalten.
Sie war meine Antwort auf eine Haltung, die vielen Verwaltungen vertraut ist.

Ich habe sie damals bewusst nach allen Regeln guter Rede geschrieben –
als Beispiel dafür, dass Sprache Haltung zeigen kann.

Der Hausmeister hieß Alexander Werner.
Und er hat geführt – ohne Führungsposition,
aber mit einer Haltung, an der ich mich bis heute orientiere.


Ich habe Kommunikation und „Reden schreiben“ unterrichtet.

Diese Rede folgt allen Regeln einer guten Rede:
klare Botschaft, Humor, Haltung.

Sprache kann führen.
Nicht nur von oben – sondern mittendrin.

Die vollständige Checkliste findet ihr auf:
dicebreaker.de
im Bereich „Exklusiv & Nützlich“.


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